Wie vielen Menschen allgemein bekannt ist, besteht unser Großhirn aus zwei Gehirnhälften, den Hemisphären. Diesen sind ganz bestimmte Aufgabenbereiche zugeteilt. So ist bei den meisten Menschen das Sprachhirn auf der linken Seite, welches für die logischen, analytischen Aufgaben und auch für die Feinmotorik zuständig ist, während die rechte Hemisphäre eher gefühlsbetont, kreativ und überblicksmäßig arbeitet. Außerdem ist die Grobmotorik hier angesiedelt.
Modellhaft gesehen liegt die Schreibhand dem Sprachgehirn gegenüber liegt. Bei Linkshändern befindet sich also das Sprachgehirn mit seinen analytischen Fähigkeiten auf der rechten Seite.
Der leider kürzlich verstorbene Ludwig Koneberg, Begründer der Evolutionspädagogik®, hat in seiner Praxis festgestellt, dass dies nicht auf alle Menschen zutrifft. Er hat den Begriff der „Mischformer“ geprägt, die sich dadurch kennzeichnen, dass Sprachhirn und Schreibhand auf der gleichen Körperseite liegen. Außerdem sind die Aufgabenbereiche zwischen rechter und linker Hemisphäre oft nicht eindeutig getrennt oder verschwommen. Dadurch steigt die zu verarbeitende Datenmenge, Reize von außen (Ablenkung, Zeitdruck, Lärm…) können schlechter gefiltert oder nach Wichtigkeit geordnet werden. Bei der Sache zu bleiben wird dadurch sehr viel anstrengender. Dies hat massive Auswirkungen auf das (Lern-)Verhalten. Mischformer sind meist überdurchschnittlich intelligent, aber sehr stressanfällig. Sie schreiben mit der grobmotorischen Hand, was sich auf das Schriftbild auswirkt und sie fallen generell auf, weil sie „anders“ sind – sie denken anders, stellen andere Fragen, sind oft musisch oder künstlerisch sehr begabt, nehmen vieles intuitiv wahr oder ziehen andere Schlüsse, was toll und bereichernd ist, ecken dadurch aber auch oft an.
Die Informationsweiterleitung im Gehirn erfolgt über Umwege, Mischformer haben eine „längere Leitung“. Längere Wege bedeuten mehr Eindrücke, mehr Möglichkeiten und Chancen, jedoch auch mehr Störungen und Ablenkungen. So lässt sich erklären, warum diese begabten und oft hochsensiblen Kinder in ihren Leistungen und ihrem Verhalten so schwanken.
Es gibt einige Merkmale, an denen man Mischformer erkennen kann, wie zum Beispiel eine eingedrehte Schreibhand, Kopf und/oder Zettel werden schief gehalten, Schwierigkeiten mit vorgegeben Strukturen und Regeln, ein starkes Gerechtigkeitsempfinden, intuitives Erfassen von Menschen und Situationen und vieles mehr.
70% der Linkshänder und 5% der Rechtshänder zählen zu den Mischformern. Interessant ist, dass in den Familien bzw. Vorfahren aller Mischformer mindestens ein Linkshänder vorkommt.
Bedeutende Wissenschaftler oder Künstler wie zum Beispiel Albert Einstein oder Leonardo da Vinci gehörten nach heutigem Wissensstand zur Gruppe der Mischformer.
Mischformkinder sind genial! Allerdings muss diese Genialität gesehen und verstanden werden, um zu verhindern, dass ihre Fähigkeiten und Talente verkümmern und hinter Verhaltensauffälligkeiten und/oder Lernproblemen verborgen bleiben.
Durch einfach durchführbare Übungen der Evolutionspädagogik können Mischformer dabei unterstützt werden, ihr Gleichgewicht zu finden, Blockaden zu lösen und sich ihren Alltag einfacher zu gestalten.